Freitag, 5. Februar 2010

Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford


"The Assasination of Jesse James by the Coward Robert Ford " ist kein Westernfilm der gängigen Machart, sondern mehr ein Epos in ruhigen, lakonischen Bildern über eine Epoche und das Leben eines Verbrechers. Ich habe selten einen Film gesehen der mehr durch Bilder und Kameraeinstellungen überzeugt,denn durch Dialoge. Der hervorragende melancholische Soundtrack tut sein übriges um eine merkwürdige Stimmung der Trauer und des Unprätentiösen zu erzeugen. Das Leben des Jesse James,um das es geht, aber mehr noch um das des Robert Fords, wird weder heroisch noch romantisch dargestellt. Bei allem was er tut bleibt ein bitterer Nachgeschmack des morbiden und der Ungerechtigkeit. Nicht wie in anderen Filmen des Generes wird die Vitae umgeschrieben zu der eines modernen Robin Hoods, sondern als das was es ist, oder besser gesagt war. Das Leben eines paranoiden, von Verfolgungswahn getriebenen und dem Wahnsinn entgegen irllichternden Verbrechers. Der Zuschauer wird mit dem Titel in die irre geführt, trifft er doch nicht auf die wahre Handlung zu. Der geneigte Zuschauer wird gezwungen seine Vorstellungen und Ansichten die er mitgebracht hat, durch den Titel suggeriert, zu überdenken. Alle Handlungen die von den Protagonisten begangen werden hinterlassen weder den Eindruck von Heldentum, noch von Romantik. Alles wird getan weil es getan werden muss, zumindest vom Standpunkt der Haupthandlungsträger. Es gibt auf keiner Seite Gewinner, es gibt nur Verlierer, keine Happy Ends. Ein Film der bewegt, fesselt, durch starke ruhige Bilder einer rauhen, harten noch nicht urbanisierten Landschaft und der tiefen Traurigkeit und Enttäuschungen durch die die Handlung getragen wird. Ein absolutes Highlight, ...

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Pandorum


Dunkelheit, Desorientierung, Angst und keine Erinnerung. Ein beklemmendes Gefühl von Hilflosigkeit und Unwissenheit trägt die Stimmung der Handlung. Eine deutsch- amerikanische Co-Produktion die ähnlich gut sein will wie "Event Horizon", kann das funktionieren ? Antwort : ein eindeutiges Ja! Wie ich finde hat dieser Film "Event Horizon" sogar in den Punkten Atmosphäre, Stimmung und Originalität der Handlung übertroffen. Lange gab es im Kino keinen so gut gemachten Sci- Fi Film mehr zu sehen. Der Zuschauer wird durch eine Handlung geführt die er lange nicht einzuordnen weiß und kann gut mit den Figuren mitempfinden die sich in dieser kafkaesken Situation befinden. Alles in Allem ist der Film wirklich erfrischend in diesem Genre, was in letzter Zeit von geistlosen und amerikanisch-heroischen Idiotismus dominiert wurde. Neue, frische und unverbrauchte Ideen die trotzdem an Klassikern dieser Sparte anknüpfen. Vor allem das Ende überrascht und hält einen Schluss bereit mit dem niemand der Zuschauer rechnen konnte. Endlich mal wieder ein Film, nachdem man zufrieden nach Hause geht und das Gefühl hat, das bekommen zu haben was man sich vom Film erwünscht und erhofft hat. Also für Liebhaber von Sci- Fi ein absolutes Muss.

Samstag, 19. September 2009

Herr Lehmann


"Herr Lehmann" ist ein Film, zu dem man während des schauens mindestens 6 Flaschen Bier genießen sollte um voll in die Stimmung eintauchen zu können. Eigentlich wird sowieso ständig getrunken oder in Kneipen rum gehangen wo diskutiert wird oder ein Großteil der Handlung spielt. Die Figuren, die alle Berliner Originale darstellen und auch sehr überzeugend sind werden vom Leander Haußmann typischen Schauspielergespann gestellt. Also Uwe Dag Berlin, Detlef Buck und andere Gesichter die man aus seinen Produktionen kennt, aber auch von weitgehend unbekannten Schauspielern was es leichter macht die Handlung als Milieustudie abzunehmen. Alles spielt in den späten 80er Jahre in Westberlin. Herr Lehmann, der eigentlich Frank heißt aber von allen mit Herr Lehmann angesprochen und trotzdem gedutzt wird, wird bald 30 Jahre alt und arbeitet in einer Kneipe. Um sein Leben und seine Probleme dreht sich der Film. Das schönste an diesem Film ist die Atmosphäre, Berlin Kreuzberg als Paralleluniversum zur realen Welt. Die Dialoge und Interaktionen sind fein inszeniert und von brillantem Witz und Tiefgang. Für mich ist dieser Film eigentlich der Film mit dem größten Identifikationspotential überhaupt. Schön finde ich auch das die Figuren nicht ganz so überspitzt dargestellt werden als zum Bsp. in "NVA" oder "Sonnenallee". Dieser Film hat mehr Tiefe und Substanz und spielt sich weiter unter der Oberfläche ab. Den Figuren nimmt man ihre Trauer, Freude und Probleme wirklich ab. Ein Spitzenprodukt der deutschen Filmkunst. Unbedingt empfehlenswert.

Mittwoch, 16. September 2009

The Weather Man

The Weatherman zählt zu meinen allerliebsten Lieblingsfilmen. Deswegen ist eine unbedingt unvoreingenommene Kritik nicht zu erwarten, aber das ist Kritik ja nie! Der Film ist firmiert unter der Rubrik Komödie, was er meines Erachtens nicht ist. Eher ein Drama. Aber wie Bender aus Futurama sagt "Tragödie ist die neue Komödie", wer mag da wiedersprechen ?! Es geht um einen Mann mittleren Alters ( Nicolas Cage ) der für sich die Bilanz seines Lebens zieht, die Ehe ist kaputt, zu seinen Kindern hat er nicht das beste Verhaltniss und die Beziehung zu seinem Vater ist geprägt von Minderwertigkeitskomplexen. Sein Leben ist eine Reihe von demütigenden Vorfällen. Wenigstens beruflich ist er ziemlich erfolgreich, als Wetteransager im Fernsehen. Lange versucht er recht erfolglos sein Leben in Ordnung zu bringen was ihm aufgrund seiner Natur nicht recht gelingen kann. Alles ändert sich als sein geschätzter Vater, brillant gespielt von Michael Caine, an Krebs unheilbar erkrankt. Dieses Ereignis bringt einen Prozess ins Rollen in Folge dessen der Weather Man anfängt über sich und sein Leben tiefsinnig zu sinnieren und zu reflektieren. Der Film wird getragen von philosophischen, sehr weisen Kommentaren und Ratschlägen des Vaters und bedrückenden Erlebnissen der Haupthandlungsperson. Trotz dieser depressiven Grundstimmung, die auch durch die Farben und Bildkompositionen des Regisseurs Gore Verbinski erzeugt werden, macht der Film, so finde ich, Mut zum Leben. Auch wenn alles anderes kommt und läuft als man sich das selbst vorgestellt, oder geplant hat. Ein Meisterwerk !

http://www.youtube.com/watch?v=i3_KgbI0PKY

Samstag, 12. September 2009

District 9


Bin begeistert, frische Idee, neue unverbrauchte Handlung und neuer Stil die Handlung darzustellen. Außer vielleicht bei Cloverfield, wo auch schon eine Art Dokumentationsstil vorhanden war. Die Handlung ist schnell erzählt, ein riesiges Raumschiff kommt über Johannisburg zum stehen. Die Menscheit wartet auf die Dinge die da kommen. Aber es passiert 3 Monate lang gar nichts, also wird das Raumschiff geöffnet und man findet 1000000 insektoide Außerirdische, die verwahrlost und unterernährt sind. Die Organistaionsstruktur der Aliens scheint ähnlich dem eines Ameisen- oder Bienenvolkes zu sein, das Problem dabei ist das ein Anführer nicht vorhanden ist. Also werden die Aliens in ein Ghetto gesteckt und von den Menschen abgegrenzt weil es Probleme mit den Aliens gibt, die keine Vorstellung von persönlichen Besitz haben und auch völlig unorganisiert sind. Jetzt leben die Aliens seit 20 Jahren in diesem Ghetto, das im Prinzip ein dreckiger Slum ist und ein erhoffter Technologieaustausch ist ausgeblieben. Die Alientechnologie ist für Menschen nicht nutzbar weil sie DNS codiert ist. Hier knüpft die Handlung an, die Menschen sind frustriert da Unterbringung und Versorgung der Aliens außer Kosten und Probleme verursacht. Das führt zu Spannungen und Unterdrückung seitens der Menschen. Überhaupt denke ich, ist der ganze Film eine Parabel auf die Zeit des Apartheitsregimes in Südafrika. Alles in Allem finde ich den Film äußerst sehenswert, spannend, frisch und mitreißend. Aber wie aus meinem Freundeskreis weiß, gehen die Meinungen da sehr auseinander. Ich denke man muss das, Sci- Fi und Fantasygenre schon zugewandt sein um den Film wirklich zu mögen. Die Trickeffekte sind fulminant und wirken gerade dadurch, das nicht ständig Alientechnologie im Einsatz ist, gerade in der Slumkulisse und durch den Doku-Stil äußerst beeindruckend und gewaltig. Die Darstellung von Gewalt ist zum Teil schon ziemlich realistisch und nachdrücklich. Für mich ist District 9 aber auf jeden Fall, bis jetzt, der Film des Jahres.

http://www.youtube.com/watch?v=d6PDlMggROA&feature=related

Donnerstag, 10. September 2009

Sternstunden der Bedeutungslosigkeit von Rocko Schamoni


Ein Buch über das ich mich hier nicht ellenlang auslassen möchte und kann. Ein Buch das nicht schockiert, inspiriert oder das Leben verändert. Es kann aber eines gut und das ist etwas, was in vielen Büchern zu kurz kommt, es unterhält und amüsiert ausgesprochen gut und macht trotz, oder gerade wegen, der selbstzerstörerischen Lebensweise der Haupthandlungsperson Michael Sonntag unglaublich viel Spaß. Das Buch wird nicht getragen von besonderen Tiefgang, aber dafür von schonungsloser Offenheit in den Beschreibungen. Es regiert eine Grundstimmung des Zerfalls, Katerstimmung, Leben am Existenzminimum. Trotz allem wird Optimismus und der Glauben an die Zukunft groß geschrieben und die Gewissheit das es nie zu spät ist sein Leben oder auch sich selbst zu verändern.
Also eine nette Geschichte über einen Loser der eigentlich keiner ist und dank seiner Einstellung und Intelligenz durchs Leben kommt ohne sich verbiegen zu müssen. Also ein Leben das eigentlich gar kein schlechtes wäre wenn es nicht so ziellos wäre. Ob man das gut findet oder nicht, das muss jeder für sich entscheiden. Aber auf jeden Fall ein gelungener Gegenentwurf zum heutigen Karriereorientierten Lebenskonzept das die Gesellschaft einem meistens abnötigt.

Mittwoch, 9. September 2009

Der Architekt


Als ich so im Kino saß, ganz allein, fragte ich mich "wieso bin ich allein ?, liegt es an den schlechten deutschen/ österreichischen Filmen ?" Meine Antwort : ein eindeutiges Nein. Es sind nicht die Filme die schlecht sind, es liegt daran das der geneigte Zuschauer einfach keine guten Filme gewohnt ist. Abgestumpft von, meist amerikanischer, Massenproduktionen die darauf ausgelegt sind den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden um für jeden Zuschauer irgendwas im Repertoire zu haben um die Kinosäle zu füllen. Als ich darüber nachdachte war mir klar, das Kino ist nicht leer weil der Film schlecht ist, sondern weil er so überragend gut ist. Und genauso war es dann auch. Josef Bierbichler, wieder mit überragender schauspielerischer Gewalt dominiert mit seiner Präsenz den Film, ohne jedoch die anderen Schauspieler zu unterdrücken. Die Geschichte einer Familie die auseinander bricht als die Mutter des Architekten Georg Winter stirbt und die Familie zum Begräbniss in ein kleines Bergdorf fährt wo alte Wunden aufbrechen und neue Konflikte eskalieren. Orginelle Dialoge, oft von tiefer Lakonie und zum Teil auch bittersüßer Situationskomik. Bilder die durch ihre Krassheit schockieren ohne jedoch inszeniert zu wirken. Seltsame Situationen und Momente, die einen irgendwie im inneren anrühren und bewegen, oft auch genieren. Auch Situationen und Dialoge die , zumindest ich, kontextuell und in ihrer Bedeutung nicht einordnen kann. Zum Bsp. eine dieser merkwürdigen Szenen : der Sohn des Architekten rutscht in der Dusche aus und tut sich dabei weh, er gibt seiner Schwester die Schuld dafür. Sie streitet jede Schuld ab, trotzdem bietet sie sich an das ihr jähzorniger Bruder ihr "in die Fersen treten darf". Man sieht wie sie mit nackten Füßen bündig an einem Schrank steht und er ihr von hinten mit Gewalt und wiederholt in die Fersen tritt. Wie sind solche Szenen einzuordnen ? Es sind merkwürdig verstörende Bilder die den Zuschauer allein lassen mit seinen Gefühlen und Gedanken. Oder auch wenn sich Vater und Tochter auf den Mund küssen, wie kann man das verarbeiten und einordnen. Oder wenn die ganze Familie nackt im Schnee tobt, Respekt bei den Schauspielern für soviel Mut zur nackten Haut wobei nichts der Fantasie überlassen bleibt. Trotzdem ist der Film stimmig und mitreißend. Kein Moment der Langeweile. Tiefste Abgründe der menschlichen Seele werden aufgezeigt, jede Person für sich leidet auf eine andere Art für sich selbst ohne sich den anderen
Familienmitgliedern mitteilen zu können oder vielleicht auch zu wollen. Die ganze Atmosphäre ist geprägt von Erdrückung und Eingesperrtsein, Schneemassen die sich auf alles legen und ersticken. Kälte, Wind, Stille, alte Geheimnisse .
Starke Bilder, starke Handlung, große Leistung. Ein Muß für jeden Cineasten.

http://vodpod.com/watch/1831527-der-architekt-trailer-german-no-subtitles