Mittwoch, 9. September 2009

Der Architekt


Als ich so im Kino saß, ganz allein, fragte ich mich "wieso bin ich allein ?, liegt es an den schlechten deutschen/ österreichischen Filmen ?" Meine Antwort : ein eindeutiges Nein. Es sind nicht die Filme die schlecht sind, es liegt daran das der geneigte Zuschauer einfach keine guten Filme gewohnt ist. Abgestumpft von, meist amerikanischer, Massenproduktionen die darauf ausgelegt sind den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden um für jeden Zuschauer irgendwas im Repertoire zu haben um die Kinosäle zu füllen. Als ich darüber nachdachte war mir klar, das Kino ist nicht leer weil der Film schlecht ist, sondern weil er so überragend gut ist. Und genauso war es dann auch. Josef Bierbichler, wieder mit überragender schauspielerischer Gewalt dominiert mit seiner Präsenz den Film, ohne jedoch die anderen Schauspieler zu unterdrücken. Die Geschichte einer Familie die auseinander bricht als die Mutter des Architekten Georg Winter stirbt und die Familie zum Begräbniss in ein kleines Bergdorf fährt wo alte Wunden aufbrechen und neue Konflikte eskalieren. Orginelle Dialoge, oft von tiefer Lakonie und zum Teil auch bittersüßer Situationskomik. Bilder die durch ihre Krassheit schockieren ohne jedoch inszeniert zu wirken. Seltsame Situationen und Momente, die einen irgendwie im inneren anrühren und bewegen, oft auch genieren. Auch Situationen und Dialoge die , zumindest ich, kontextuell und in ihrer Bedeutung nicht einordnen kann. Zum Bsp. eine dieser merkwürdigen Szenen : der Sohn des Architekten rutscht in der Dusche aus und tut sich dabei weh, er gibt seiner Schwester die Schuld dafür. Sie streitet jede Schuld ab, trotzdem bietet sie sich an das ihr jähzorniger Bruder ihr "in die Fersen treten darf". Man sieht wie sie mit nackten Füßen bündig an einem Schrank steht und er ihr von hinten mit Gewalt und wiederholt in die Fersen tritt. Wie sind solche Szenen einzuordnen ? Es sind merkwürdig verstörende Bilder die den Zuschauer allein lassen mit seinen Gefühlen und Gedanken. Oder auch wenn sich Vater und Tochter auf den Mund küssen, wie kann man das verarbeiten und einordnen. Oder wenn die ganze Familie nackt im Schnee tobt, Respekt bei den Schauspielern für soviel Mut zur nackten Haut wobei nichts der Fantasie überlassen bleibt. Trotzdem ist der Film stimmig und mitreißend. Kein Moment der Langeweile. Tiefste Abgründe der menschlichen Seele werden aufgezeigt, jede Person für sich leidet auf eine andere Art für sich selbst ohne sich den anderen
Familienmitgliedern mitteilen zu können oder vielleicht auch zu wollen. Die ganze Atmosphäre ist geprägt von Erdrückung und Eingesperrtsein, Schneemassen die sich auf alles legen und ersticken. Kälte, Wind, Stille, alte Geheimnisse .
Starke Bilder, starke Handlung, große Leistung. Ein Muß für jeden Cineasten.

http://vodpod.com/watch/1831527-der-architekt-trailer-german-no-subtitles

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