Montag, 31. August 2009

Wir nennen es Arbeit


Das Buch von Sascha Lobo und Holm Friebe ist mehr ein Manifest als ein Ratgeber oder Sachbuch. Kernthema ist ein Lebensentwurf jenseits der gewöhnlichen Festanstellung und des AngestelltenDaseins. Im Buch wird dies auch als die "digitale Bohe`me " bezeichnet. Das Motto was das Buch als Kernaussage durchzieht ist wortwörtlich, "Etwas besseres als die Festanstellung finden wir allemal". Im Prinzip geht es darum wie Menschen aus ihrem bisherigen ( Arbeits- ) Leben ausbrechen können um selbstbestimmt eigener Arbeit nachzugehen. Diese Arbeit wird aber nicht unbedingt als Zwang interpretiert sondern oft das ausleben eines Hobbys oder Passion. Also das Hobby zum Beruf zu machen. Das dass oft nicht einfach ist und auch größere finanzielle Einbußen in Kauf genommen werden müssen wird klar aufgezeigt. Der Leser muss für sich entscheiden was ihm mehr wert ist, das selbstbestimmte, freie Leben eines Selbstständigen oft auch an der Armutgrenze, oder das fremdbestimmte Leben im Angestelltenverhältnis. Die Entscheidung scheinen die beiden Autoren ganz klar für sich selbst getroffen zu haben. Sie richten sich, so finde ich, aber mit ihrer Message nicht an die breite Masse sondern eher an einen kleineren Kreis aus Akademikern, Künstlern und Intellektuellen die das Internet als zweite Heimat und Ort der Selbstverwirklichung betrachten. Sie sehen sich selbst und ihre Idee nicht als Anführer einer Massenbewegung, sondern als Vorreiter einer digitalen Avantgarde. Das ihr Lebenskonzept ( noch ? ) nicht als Arbeitsentwurf für die breiten Massen dienen kann ist ihnen durchaus bewusst und ich glaube auch willkommen. Das Buch ist mit einem solchen Enthusiasmus und solchem Glauben an die Sache geschrieben das man von einem wahren Aktionsfieber angesteckt wird und sich wünscht auch Teil dieser Avantgarde sein zu können. Unwillkürlich hat man ein Verlangen danach Teil dieses Kollektivs zu sein. So sehen sich die Mitglieder dieses Lebensstils nämlich, als ein Kollektiv oder Gemeinschaft von Leuten die alle den Wunsch haben freischaffend zu sein und daher eine digitale Community bilden in der man sich gegenseitig hilft und Aufträge verschafft. Zusammen wird an größeren Projekten gearbeitet die man alleine nicht bewältigen könnte. Zum Teil auch in altruistischer Absicht, einfach um die Gemeinschaft zu stärken und sich selbst einen guten Ruf zu verschaffen, der ja bei Freiberuflern sehr wichtig ist. Ich habe selten ein Buch gelesen was mich derart inspiriert und Mut gemacht hat. Auch die vielen Beispiele von Menschen die das typische Karrieremodell gegen ein Arbeits- und Lebensstil im Internet und Netzwerken getauscht haben regt ungemein zum überdenken des eigenen Lebens an. Die FAZ schreibt "Wann hat ein Buch der Jugend soviel Hoffnung auf ein gutes Gelingen gemacht ? Ein Hesse Buch für das digitale Zeitalter, ein prosaischer Steppenwolf. Eine Anleitung zum selbstständigen Glücklichwerden" ....Ich finde, besser kann man das nicht ausdrücken. Daher meine Empfehlung, lesen und wirken lassen.

2 Kommentare:

  1. Hallo Holm,

    erstmal vielen Dank für deinen Blog. Der wird sicherlich eine sehr interessante Sammlung ergeben, wenn er im Alter noch ein wenig fortgeschritten ist. Das Buch, welches du hier rezensiert hast, werde ich denke ich mal auf meine Amazon-Liste setzen, um es bei Gelegenheit doch mal zu lesen. Zumindest hat dein Blog-Eintrag hier wirklich mein Interesse geweckt und ich bin gespannt, ob das drin ist, was du angesprochen hast. Selbst wenn ich jedweder selbsternannter "Avantgarde" skeptisch gegenüber stehe, aber irgendwie muss man ja seinen Idealismus los werden... ;-)

    Grüsse,
    Rogal.

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  2. lieber rogal, vielen dank für deine kritik.
    ich weiss das vieles was ich schreibe noch verbesserungswürdig ist. aber man wird nur durch übung gut. ich hoffe meinen stil und ausdruck weiter verbessern zu können. über regelmässige besuche von dir würde ich mich sehr freuen.

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